Wie gesund ist Ihr Unternehmen? Der Verschuldungsgrad gibt einen Anhaltspunkt.

Wenn es um die Bewertung eines Unternehmens hinsichtlich seiner Bonität, seiner Finanzkraft oder seiner Krisenstabilität geht, rücken die Schulden in den Fokus. Eine enorm wichtige Rolle spielt dann der „Verschuldungsgrad“ – also das Verhältnis zwischen dem aufgenommenen Fremdkapital und dem Eigenkapital. Mit dieser Kennzahl (die es als statische oder dynamische Variante gibt) bekommen Sie als Unternehmer – aber auch Ihre Bank oder jeder andere Fremdkapitalgeber – einen Einblick in die wirtschaftliche Situation Ihres Unternehmens.
Wenn Sie als Unternehmen bei einer Bank um frisches Geld anfragen, wird diese sich natürlich zuerst dahinterklemmen, das Kreditausfallrisiko möglichst genau zu bewerten. Hier kommt der Verschuldungsgrad ins Spiel: Er sagt der Bank, ob Sie als Kreditnehmer stabil finanziert sind – oder eben nicht. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige rund um den Verschuldungsgrad, seine Aussagekraft und welche unternehmerischen Einflussmöglichkeiten Sie haben.
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Der Verschuldungsgrad, auch als statischer Verschuldungsgrad bezeichnet, ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl. Sie wird ganz einfach ermittelt: Setzt man das Fremdkapital ins Verhältnis zum Eigenkapital, so erhält man den Verschuldungsgrad in Prozent – und so einen Eindruck über die Kapitalstruktur des eigenen Unternehmens.

Die Formel lautet also: Verschuldungsgrad = Fremdkapital ./. Eigenkapital x 100. Wobei das Fremdkapital die Summe aus Rückstellungen und Verbindlichkeiten darstellt, also die „Schulden“ des Unternehmens.

Ein Beispiel: Haben Sie als Unternehmen ein Gesamtkapital von 3 Mio. Euro und Eigenkapital von 1 Mio. Euro, so ist der Verschuldungsgrad 200 Prozent (2 Mio. Euro ./. 1 Mio. Euro x 100).

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Der Verschuldungsgrad ist also eine Kennzahl, mit der die Bonität Ihres Unternehmens beurteilt werden kann. Dabei gilt: Ein höherer Verschuldungsgrad bedeutet auch ein höheres Risiko für die Bank. Dafür greift sie dann gerne beim Risikoaufschlag in die Vollen. Und das verteuert Ihren Kredit.

Kapital aufzunehmen, auch wenn das Eigenkapital geringer ist, kann übrigens dennoch Sinn machen. Wann? Wenn Ihre Geschäftsprognosen – auch für die Bank – nachvollziehbar positiv sind. Denn mit mehr Kapital für sinnvolle Investitionen kann oft auch mehr Umsatz erwirtschaftet werden kann.

Und wenn der ermittelte dynamische Verschuldungsgrad niedrig ist? Dann ist Ihr Unternehmen flüssig und stabil aufgestellt. Die Überschüsse sind hoch genug, um eventuell Darlehen aufzunehmen und Zinsen in Kauf zu nehmen. Und es kann flexibel reagieren, wenn sich die wirtschaftliche Situation verschlechtern sollte.

Eine häufige Frage: Gibt es so etwas wie einen optimalen Verschuldungsgrad? Das ist eine sehr schwierige Frage, da die Antwort von sehr vielen Faktoren abhängt und je nach Unternehmen und Branche unterschiedlich ist. Eine gängige Regel besagt, dass der Verschuldungsgrad nicht höher als im Verhältnis 2:1 sein sollte. Im oben genannten Beispiel wäre das der Fall.

Kurz zusammengefasst:

  • Weist das Unternehmen einen hohen Verschuldungsgrad auf, wird mehr Fremdkapital in dem Unternehmen eingesetzt. Achtung: Insolvenzgefahr!
  • Hat das Unternehmen einen niedrigen Verschuldungsgrad, ist die Eigenkapitalfinanzierung höher. Bei einem Verschuldungsgrad von 100 % entspricht der Fremdkapitalanteil dem Eigenkapitalanteil.
Besondern aufschlussreich ist es natürlich für die Bank zu wissen, wie lange Ihr Unternehmen für die Rückzahlung seiner Schulden benötigt – und zwar aus eigener Kraft. Bei dieser Betrachtung wird unterstellt, dass die gesamten „freien“ liquiden Mittel über den Zeitraum komplett in die Tilgung der Verbindlichkeiten gehen. Hier wären wir dann beim sogenannten dynamischen Verschuldungsgrad.

Beim dynamischen Verschuldungsgrad, auch als Kapitaldienstfähigkeit oder Schuldentilgungsdauer bezeichnet, wird das Fremdkapital mit dem Cashflow (Überschuss) verglichen. Die Annahme ist, dass mit den Überschüssen die Schulden reduziert werden können. Die zweite Annahme ist übrigens, dass die Überschüsse nicht unregelmäßig und in ungleichen Höhen erfolgen dürfen. Diese Art des Verschuldungsgrades lässt so also eine zeitliche Dimension zu – was auch der Grund ist, warum das Wörtchen „dynamisch“ davorsteht.

Konkret betrachtet: was wäre eigentlich ein vertretbarer dynamischer Verschuldungsgrad? Davon spricht man, wenn die Tilgungsdauer mit Hilfe der Überschüsse nicht mehr drei Jahre fortdauert. Hier müsste Ihr Unternehmen also jedes Jahr so viel Gewinne erwirtschaften, dass damit die Schulden abgebaut werden können

Bilanzzahlen sind Kennzahlen, die man als Unternehmer nicht nur einfach im Blick haben sollte. Man sollte sie auch direkt beeinflussen und so das Unternehmen steuern. So geht es für Sie als Unternehmen immer darum, über ein gesundes Verhältnis zwischen liquiden Mitteln und Verschuldung verfügen zu können. Sie haben größere Beträge auf dem Firmenkonto? Aufgrund der aktuelle Niedrigzinsphase gibt es dafür leider keine vernünftige Verzinsung. Da wäre es nicht sinnvoll, wenn diesen unverzinsten Geldmitteln hohe Schulden mit entsprechenden Zinsen gegenüberstehen würden.

Auf der anderen Seite kann ein geringer oder sogar negativer Cashflow ein Hinweis auf zu hohe Kosten bei zu niedrigen Erlösen sein – womit dann die Alarmglocken läuten müssten. Denn Ihr Unternehmen könnte insolvenzgefährdet sein.

Lieber keine Schulden aufnehmen? Auch keine gute Idee. Denn hier verschenken Sie als Unternehmen die Möglichkeit, mit Hilfe der Fremdkapitalzinsen eine höhere Eigenkapitalrendite zu erwirtschaften.

Welche Maßnahmen hätten Sie also, um den dynamischen Verschuldungsgrad zu beeinflussen:

  • Sie haben ausreichend liquide Mittel: Nutzen Sie diese für die Tilgung von Verbindlichkeiten (z.B. von Lieferantenrechnungen oder die Rückführung in Anspruch genommener Kontokorrentkredite).
  • Zu geringer Cashflow: Erhöhen Sie Ihre Überschüsse durch Kosteneinsparungen, setzen Sie Gewinnausschüttungen aus, verringern Sie z.B. Ihre Bestände an fertigen und unfertigen Leistungen oder forcieren Sie eine zeitnahe Rechnungsstellung.

Zusammenfassend: Der Verschuldungsgrad ist eine wesentliche betriebswirtschaftliche Kennzahl, die Sie nicht aus dem Auge verlieren sollten. Mit verschiedenen Maßnahmen zur Verbesserung Ihres dynamischen Verschuldungsgrades beeinflussen Sie Ihre Bonität und verschiedene Bilanzposten, darunter auch den Jahresüberschuss. Zudem ist der Verschuldungsgrad auch in Krisenzeiten, in denen Zahlungsverzüge und Forderungsausfälle leider häufig sind, ein aufschlussreicher Gradmesser im Rahmen Ihrer Unternehmenssteuerung

Hinweis: Für die Vollständigkeit und Richtigkeit wird keine Haftung übernommen. Holen Sie sich bei Bedarf rechtlichen Rat.
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