- Gipfel des Wachstums ist überschritten
- 3 Faktoren beschleunigen Ende des Konjunkturzyklus
- USA wachsen stärker, Europa kühlt sich ab, China stabilisiert Asien, Naher Osten und Afrika wachsen durch Rohstoffe
Wallisellen, 18. Juli 2018 - Nach Jahren dynamischen Wachstums trüben sich die Aussichten für die künftige Entwicklung der Weltwirtschaft. Die Ökonomen des weltweit führenden Kreditversicherers Euler Hermes gehen in ihrer aktuellen Konjunkturprognose davon aus, dass der Gipfel des Wachstums überschritten ist, obwohl sich weltweit das Wachstum auch 2018 und 2019 fortsetzen wird. Die Experten weisen aber darauf hin, dass sich der Konjunkturzyklus seinem Ende zuneigt.
Beschleunigt werde diese Entwicklung einerseits durch den steigenden Ölpreis, der die Inflation weltweit anheizen dürfte, andererseits durch den Zinsschock. Die FED wird ihre Geldpolitik weiter straffen, um das Risiko einer Überhitzung der US-Wirtschaft einzudämmen.
„Die Weltwirtschaft kann diese Schocks weitgehend abfedern. 2018 wird sich sowohl das weltweite Wirtschaftswachstum als auch das in der Schweiz leicht beschleunigen. Für 2019 erwarten wir eine moderate Abschwächung der Weltkonjunktur und überschreiten infolge den Gipfel des globalen Wachstums“, sagt Stefan Ruf, CEO von Euler Hermes Schweiz.
Euler Hermes erwartet für 2018 ein globales Wirtschaftswachstum von + 3,3% (gegenüber + 3,2% im Jahr 2017), für 2019 dann eine Abschwächung des Wachstums auf + 3,1%.
Zunächst beschleunigtes Wachstum in den USA
Das Wachstum in den USA beschleunigt sich in diesem Jahr weiter. Die von der Regierung erlassenen Steuersenkungen kommen sowohl den Unternehmen als auch den Haushalten zugute und steigt im Jahr 2018 auf + 2,9 % (+ 2,3 % im Jahr 2017). Um eine Überhitzung der Konjunktur zu vermeiden, wird die Fed ihre Geldpolitik straffen. Noch für 2018 erwartet Euler Hermes deshalb zwei Zinserhöhungen im zweiten Halbjahr und für 2019 zwei weitere.
Die Steuersenkungen steigern das öffentliche Defizit. Während es 2017 bei 3,7% des BIP lag, prognostizieren die Experten von Euler Hermes einen Anstieg auf 4% in 2018 und auf 4,5% in 2019. In den nächsten Monaten könnte deshalb in den USA der Haushaltssanierung Vorrang eingeräumt werden. Insgesamt erwartet die Studie, dass sich das Wachstum in den USA im Jahr 2019 auf + 2,4% verlangsamen wird.
Abkühlung in Europa
Das Wachstum in Europa wird sich nach einer starken Entwicklung im Jahr 2017 (+ 2,6%, das höchste seit 10 Jahren) 2018 und 2019 auf + 2,1% bzw. + 1,9% abschwächen. Der europäische Binnenhandel und die Inlandsnachfrage werden die Abkühlung des Aussenhandels ausgleichen können. Der wieder auflebende Protektionismus belastet das Vertrauen der Unternehmen. Schliesslich wird die EZB das Quantitative Easing-Programm im Dezember beenden und voraussichtlich im September 2019 eine erste Erhöhung des Einlagenzinssatzes bekannt geben. Die Experten von Euler Hermes erwarten, dass ein Anstieg des Leitzinses um +50bp die Zinsbelastung für Unternehmen im Euroraum um 60 Milliarden Euro erhöhen wird.
Andererseits profitiert Europa nach wie vor von einer Reihe positiver Effekte: 1) einer Fiskalpolitik, die 2019 vor allem in Deutschland, Italien und in geringerem Umfang in Spanien expansiv wird; 2) Konsum, unterstützt durch deutliche Lohnanstiege in Verbindung mit einer begrenzten Inflation, die bereits in der zweiten Jahreshälfte 2018 eine höhere Kaufkraft bedeutet; 3) weiterhin hohen Unternehmensmargen; 4) Umsatzwachstum, das über dem Vorkrisenniveau liegt; und 5) mehr als 890 Milliarden Euro an verfügbaren liquiden Mitteln.
Chinas Transformation treibt Entwicklung in Asien
Dank der kontrollierten Transformation seines Wachstumsmodells stabilisiert China die gesamte Region. Der allmähliche Rückgang des chinesischen Leistungsbilanzüberschusses (voraussichtlich 1% des BIP im Jahr 2018 gegenüber 10% im Jahr 2007) wird durch Exporte aus den Nachbarländern begünstigt. Die chinesische Wirtschaft baut schrittweise Überkapazitäten ab, ohne die Binnennachfrage zu stark zu belasten.
Naher Osten und Afrika: rohstoffgetriebenes Wachstum
Die Länder des Nahen Ostens erholen sich weiterhin, da der niedrige Ölpreis zu einer deutlichen Haushaltskonsolidierung geführt hat. Mit der Erholung des Ölpreises verbessern sich jedoch die Wachstumsaussichten beispielsweise in Saudi-Arabien (+ 1,7% im Jahr 2018)
In Afrika dürfte der jüngste Anstieg der Rohstoffpreise einen stabilisierenden Einfluss auf die gesamte Region haben. Insgesamt erwartet Euler Hermes eine Beschleunigung des Wachstums in Afrika von +3,4% in 2017 auf +3,9% in 2018 und +4,3% in 2019.
„Besonders für die stark auf den Export ausgerichteten Unternehmen in der Schweiz stellt die Abkühlung der weltweiten Konjunktur eine Herausforderung dar. Die Unternehmen sollten die aktuell noch sehr gute Lage nutzen, um Risiken jetzt abzusichern und geeignete Strategien zur Anpassung der geschäftlichen Tätigkeit zu entwickeln“, so Stefan Ruf.
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