- Der Schweizer Export Forecast zeigt Anfang August eine Erholungstendenz.
- Zwar liegt der derzeitige Barometer-Stand um 0.5 Punkte unter dem langjährigen mittleren Wachstumskurs, er hat seit dem Tief im April 2020 aber wieder um zwei Punkte zugenommen.
- Nach einem beispiellosen Kollaps erholt sich der globale Welthandel, mit dem Auslaufen der staatlichen Unterstützungsprogramme steht der Industrie jedoch ein weiterer Stresstest bevor.
- Euler Hermes erwartet nach einem Rückgang des Exportwachstums um -8 Prozent in 2020 im kommenden Jahr eine Zunahme von nur +6 Prozent, sowie für die Schweizer Wirtschaft nach dem Einbruch von -6.5 Prozent dieses Jahr ein Wachstum von +4.2 Prozent in 2021.
Wallisellen, 18. August 2020 – Seit Anfang August weist der Schweizer Euler Hermes Export Forecast eine Erholungstendenz auf. Aktuell notiert er mit -0.54 Punkten noch um 0.5 Punkte unter dem langjährigen mittleren Wachstumskurs der Schweizer Exportindustrie und fällt damit deutlich besser aus als noch vor drei Monaten (-2.6). Der Forecast macht eine Prognose auf 6 Monate hinaus. Die Einkaufsmanagerindizes (PMI) haben sich weltweit erholt, Produktion und Auftragseingang sind dank wachsender Nachfrage so stark angestiegen wie zuletzt vor über zwei Jahren. Da diese Indikatoren zuvor rekordtiefe Werte erreicht hatten, überrascht die Gegenbewegung allerdings nicht. Auch der negative Trend in der Beschäftigung hat weltweit zwar das Tief vom April überwunden, hält jedoch weiter an. In der Schweiz wurden im Juli wurden 38% weniger offene Stellen ausgeschrieben als im Vorjahr (Vormonat: -31%).
Globaler Welthandel erholt sich
Der internationale Handel scheint den historischen Tiefstand im April zu überwinden. Zwar sind die Verwerfungen in der Luftfracht weiterhin gross, der Containerumschlag notiert hingegen nur noch rund 4 Prozent unter dem Vorjahreswert. Als treibende Kraft dieses Umschwungs erwiesen sich die chinesischen Häfen – ohne sie würde der globale Containerumschlag 9 Prozent tiefer liegen. Weiter hat sich sowohl bei den Konsumenten als auch bei den Investoren die Stimmung erholt. Insgesamt notiert der Weltklima-Indikator derzeit auf 81.9 Punkten, rund 18 Punkte unter dem langjährigen Mittelwert von 100. Am schnellsten haben sich China und Südkorea von der Corona-Pandemie erholt. Indien, die USA und Osteuropa leiden überdurchschnittlich stark, während sich die Schweiz und Deutschland im Mittelfeld befinden.
Auslauf der Unterstützungsprogramme ist nächster Stresstest
«Nach dem Einbruch des Euler Hermes Export Forecast sehen wir eine starke Gegenbewegung. Diese Entwicklung ist einerseits im Nachhol- und Basiseffekt begründet, da die Vormonate als Vergleichsbasis extrem schwach waren», so Stefan Ruf, CEO von Euler Hermes Schweiz. «Andererseits helfen staatliche Unterstützungsprogramme und die Zentralbankpolitik Konsumenten, Unternehmen und der Finanzindustrie. Einige Aktienindizes wie der NASDAQ boomen regelrecht und eilen von Rekordhoch zu Rekordhoch. Mit dem Auslaufen der Unterstützungsprogramme beginnt jedoch der nächste grosse Stresstest. Zudem werden einzelne Branchen und der internationale Verkehr weiterhin vom epidemiologischen Verlauf von Covid-19 bestimmt werden.»
Historischer Rückgang der Aussenhandelszahlen
Im zweiten Quartal 2020 gingen die Ausfuhren saisonbereinigt gegenüber dem ersten Quartal um 11.5 Prozent zurück, die Einfuhren sogar um 16.0 Prozent. Diese Entwicklung ist auf die starke Abnahme durch die Corona-Pandemie im April zurückzuführen, worauf im Mai und Juni eine Erholungstendenz einsetzte. Dennoch rechnet Euler Hermes aufgrund der schleppenden Erholung der Binnennachfrage, anhaltenden protektionistischen Tendenzen und der asynchronen konjunkturellen Entwicklung auf globaler Ebene nach einem Rückgang von -8 Prozent in 2020 mit einem Exportwachstum von nur +6 Prozent im folgenden Jahr. Für die Schweizer Wirtschaft wird nach dem diesjährigen Einbruch von -6.5 Prozent nur eine Zulage von +4.2 Prozent für 2021 erwartet. Das BIP-Vorkrisenniveau dürfte damit nicht vor 2023 erreicht werden. «Trotz dieses historisch starken Rückgangs kommt die Schweiz im europäischen Vergleich relativ gut durch die Krise. Grund dafür sind nationale Unterschiede wie Umsetzung und Umfang des Lockdowns, aber vor allem auch das entschiedene Gegensteuern der Schweizer Politik, um die wirtschaftlichen Schäden zu begrenzen», so Katharina Utermöhl, Senior Economist bei Euler Hermes.
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