Duali auf Reisen
Doch meine Reise ging schon weit vorher los. Am Freitag, den 4. Oktober stieg ich in Hamburg in den Flieger, um mich auf den Weg nach Vancouver zu machen. Der für zwei Stunden angesetzte Umstieg in Reykjavik dauerte wegen eines heftigen Sturms dann doch eher 26 Stunden – Erkenntnis Nr. 1:
Island ist schön, nächstes Jahr mache ich dort vermutlich Urlaub (an Icelandair: Ihr habt euer Ziel erreicht! )
Mit einem Tag Verspätung kam ich Samstagabend endlich in Vanvouver an, dem ersten Ziel meiner Uni-Exkursion. Bis Dienstag waren wir in der Stadt unterwegs, erkundeten kulturelle Highlights wie den Stanley Park, Gastown mit seiner legendären Wasserdampfuhr, die alle 15min pfeift, und besuchten verschiedene Firmen. Unter anderem waren wir in den Büros von Sony Pictures Image Works, den Animationsexperten hinter diversen Marvel-Filmen. Bei dem Non-Profit-Unternehmen Encorporate retrun-it lernten wir das Pfandsystem British Columbias kennen – Erkenntnis Nr. 2:
Das deutsche Pfandsystem funktioniert vorbildlich. Und keiner von uns hatte vorher wirklich schon darüber nachgedacht, wie das eigentlich genau abläuft.
Am Mittwoch hieß es dann um Viertel nach 3 aufstehen: Der Umzug nach Seattle stand an. Ein sehr gut gelaunter und freundlicher Schaffner von AMTRAK hatte fast einen ganzen Wagon für uns 19 Leute reserviert, sodass wir beieinandersitzen und zwischen den ausgedehnten Power-Naps aus dem Fenster die atemberaubende Küstenlandschaften Kanadas und der USA genießen konnten. An der Grenze zu den USA schritten mehrere Polizisten durch den Zug und kontrollierten uns. Glücklicherweise wurden wir alle durchgelassen – Erkenntnis Nr. 3:
Die Amerikaner nehmen das mit ihren Grenzen sehr genau – WLAN im Zug gab es erst in den USA.
In Seattle folgten dann weitere Unternehmensbesuche, unter anderem bei einem jungen Start-up, das Firmen mit Mittagessen beliefert und uns die Vorteile des Arbeitens in kleinen, wandlungsfähigen Startups nahegebracht hat. Am nächsten Tag erlebten wir dann direkt zwei Gegenbeispiele. Wir besuchten den riesigen, immer weiter wachsenden Campus der Microsoft-Zentrale, der uns eher an einen unfassbar großen Unicampus erinnerte. Nachmittags fuhren wir zur Trainingshalle der Seattle Seahawks und erfuhren, was es heißt, Marketing für ein Unternehmen zu betreiben, das absolut keine Bekanntheitsprobleme und sehr wenig finanzielle Engpässe hat. Erkenntnis Nr. 4:
Frage nie einen Footballverein, wie er mit den Stadtbewohnern umgeht, die keine Fans sind und an den Spieltagen vom Verkehrschaos genervt werden. Sie verstehen die Frage nicht (#everyonelovesfootball)
Nach dieser erlebnisreichen, spannenden Woche, in der wir viele neue Einblicke in andere Unternehmen bekommen haben, neue Studenten aus dem anderen Track kennengelernt und neue Städte erobert haben, flog ich mit einem Kommilitonen weiter nach San Francisco. Dort trafen wir einen weiteren HSBA-Studenten, der im Silicon Valley auf Exkursion war. Für uns drei begann eine Woche Urlaub. 6 Tage, über 1.350 Meilen, oder auch 2.100 km = ein Roadtrip durch Kalifornien. Erkenntnis Nr. 5:
Kalifornien ist riesig. Etwa 19% größer als Deutschland. Allein der Yosemite Nationalpark ist 20% größer als unser liebes Saarland. Wer viel sehen will, muss viel fahren.
Doch der Abenteuer nicht genug: Wie eingangs erwähnt trat ich nach einer Woche Urlaub in der Sonne den Flug nach Nordosten an. An der Bushaltestelle des Flughafens von Montreal lernte ich meine erste kanadische Lektion (Erkenntnis Nr. 6):
Über -5 Grad Celsius wird nicht gefroren!
Am Sonntag richtete ich mich in meinem Airbnb ein, von dem aus ich auch eine erste Erkundungstour durch Montreal startete: Wunderschöne Herbstfarben im Park rund um das alte Olympiazentrum und Erkenntnis Nr. 7:
Wer denkt, in Hamburg gäbe es viele Baustellen – ihr irrt. Montreal IST eine Baustelle.
Damit meine ich nicht nur neue Hochhäuser im Stadtzentrum und Wohnhäuser in den zentrumsnahen Wohngebieten. Auch Straßen und Fußwege werden hier erneuert, als planten sie die nächsten Jahre nie wieder Straßen ausbessern zu wollen. Somit lerne ich nahezu täglich neue Routen von meiner Wohnung zu Büro kennen, weil wieder ein neuer Gehweg bearbeitet wird. Erkenntnis Nr. 8:
20min Fußweg zur Arbeit sind Luxus!
Und damit schließe ich meinen Bericht fürs Erste. Diese Reise, die noch lange nicht vorbei ist, ist ein echtes Highlight des dualen Studiums bei EH. Das Büro in Montreal ist deutlich kleiner als das in Hamburg, was einen großen Vorteil fürs Lernen hat. Denn wo sämtliche Arbeit in einem Großraum erledigt wird, bekommt man viel mehr mit und erlebt die internen Prozesse noch viel näher, als wenn jede Abteilung eine eigene Etage hat. Dafür ein Danke an Euler Hermes, dass sie uns diese Chance geben und uns finanziell sehr stark unterstützen! Meine vorerst letzte Erkenntnis Nr. 9:
Jetzt weiß ich, warum die älteren Studenten immer von ihrem Auslandseinsatz schwärmen!
See you soon
Tim