Wie die meisten CFOs wahrscheinlich zustimmen würden, beruht eine effiziente und reibungslose Arbeit auf einer Kombination mehrerer Faktoren wie Führung, Technologie, Prozessen, Talent, Fachwissen und Kommunikation. Optimal zu arbeiten bedeutet, dass die Finanzexperten eines Unternehmens, wenn Herausforderungen auftreten, über die Kapazitäten und Fähigkeiten verfügen, diese effektiv zu bewältigen. Bei diesen Herausforderungen kann es sich um "alltägliche" Probleme handeln, wie z.B. Kundeninsolvenzen und Probleme in der Lieferkette, oder aber auch um "schwarze Schwan"-Ereignisse wie die Covid-19-Pandemie.
Covid-19 hat die Welt, wie wir sie kennen, verändert. Viele der "Business-as-usual"-Herausforderungen sind allerdings die gleichen geblieben, auch wenn sie sich vielleicht verschärft haben. Auch nach dem Rückzug der Pandemie werden sie weiter präsent sein.
Unser Report „Der Finanzchef von morgen“ wirft ein Licht auf einige der Herausforderungen, denen sich die Finanzentscheider gegenübersehen, und zeigt, welche die größten Sorgen sind.
Das Zahlungsrisiko stellt die größte Bedrohung dar
Während die Umfrage, auf der unser Report basiert, ursprünglich vor Covid-19 durchgeführt wurde, haben wir die Teilnehmer im Mai 2020 erneut befragt, um festzustellen, ob sich ihre Ansichten angesichts der Pandemie verändert haben. In beiden Fällen zeigen die Antworten, dass Zahlungsverzögerungen oder Zahlungsausfälle von Kunden bei weitem der dringendste Punkt auf der Tagesordnung der Finanzchefs sind - noch vor anderen Bedenken wie Cyber-Angriffen und einem Rückgang des Verkaufsvolumens.
Vor Covid-19 nannten 47% der Befragten - in Unternehmen aller Größenordnungen - Zahlungsverzögerungen als ein Risiko, das sich im Vorjahr auf ihr Geschäft ausgewirkt hatte. Als sie im Mai erneut gefragt wurden, welche Risiken in den beiden Vormonaten am präsentesten waren, stieg die Zahl derjenigen, die „Zahlungsverzögerungen“ als Risiko nannte, auf 65 %, womit dieses Risiko in beiden Umfragen an erster Stelle stand.
Vor Covid-19 berichteten 44%, dass Zahlungsverzögerungen oder -ausfälle ein häufiges Ereignis seien. Nach Ausbruch der Krise verschärfte sich die Situation: Jeder Zehnte hatte in den zwei Monaten vor Mai mehrere Vorfälle pro Tag erlebt, 65% zumindest wöchentlich.
Auch das Vertrauen in den Umgang mit Zahlungsausfällen ist angeschlagen. Schon vor dem Ausbruch der Krise gaben nur 44% der Unternehmen an, dass sie sich "voll und ganz bereit" fühlten, mit Zahlungsvorfällen umzugehen. Seit Beginn der Pandemie ist dieser Anteil auf 31% gesunken.
Dabei muss der Cashflow von Unternehmen reibungslos funktionieren, damit sie mit der "neuen Normalität" umgehen können. Im Rahmen des Umfrageberichts haben wir die CFOs gefragt, wie Unternehmen auf Zahlungsrisiken reagieren können. Dabei standen vor allem drei Schlüsselbereiche im Vordergrund:
1. CFOs sollten rigorose Kreditprüfungen einführen
Obwohl CFOs oft eine volle Tagesordnung haben, ist es entscheidend, dass der Fokus auf das Wesentliche gerichtet bleibt: rechtzeitig bezahlt zu werden und den Cashflow zu schützen. Zwar können Maßnahmen ergriffen werden, um Probleme im Zusammenhang mit Zahlungsausfällen zu lösen, sobald sie auftreten, doch war es wohl noch nie so wichtig wie heute, dafür zu sorgen, dass bereits im Voraus intensiv an einer Risikominimierung gearbeitet wird.
Dazu gehört zunächst die Planung bestimmter Szenarien und ein proaktives Cash-Management, vor allem aber ist es hilfreich, Kunden schon bei der „Einstiegsphase“ genau unter die Lupe zu nehmen. Folgende Schritte sind dabei zu empfehlen:
- Führen Sie eine Bonitätsprüfung durch: Sie können einen Kunden, ein Unternehmen oder seine Auftraggeber überprüfen und so Hinweise auf die Kreditwürdigkeit einer Person oder eines Unternehmens erhalten.
- Prüfen Sie Kreditreferenzen: Wenn ein potenzieller neuer Kunde Kreditreferenzen angeboten hat, dann stellen Sie sicher, dass Sie diese gründlich auf Legitimität prüfen.
- Insolvenzprüfung: Ist einer der Geschäftsführer in der Vergangenheit für insolvent erklärt worden oder hat er in der Vergangenheit ein insolventes Unternehmen geführt - und was waren die Umstände?
- Anforderung von Jahresabschlüssen: Je nach dem Umfang der Beziehung, die Sie eingehen wollen, könnten Sie sich dafür entscheiden, nicht nur das Endergebnis, sondern den vollständigen Jahresabschluss eines Unternehmens zu prüfen
Sicherzustellen, dass im eigenen Unternehmen entsprechende Prozesse implementiert sind und jedes Unternehmen forensisch untersucht wird, kann besonders hilfreich sein, um potenziellen Zahlungsrisiken vorzubeugen, die im weiteren Verlauf der Geschäftsbeziehung auftreten könnten.
2. Diversifizierung kann das Zahlungsrisiko reduzieren
Die befragten Finanzentscheider waren der Meinung, dass Unternehmen mit einer breiten Palette von Produkttypen oder mit Aktivitäten in mehreren Branchen am besten in der Lage sein werden, in Zukunft mit größeren Risiken umzugehen. Es mag wie ein Klischee erscheinen, aber nicht alle Eier in einem Korb zu haben, kann durchaus einen wertvollen Schutz gegen das Zahlungsrisiko, aber auch gegen das Ertragsrisiko bieten. Aber auch Unternehmen mit einer kleineren Produktpalette sollten nach Meinung der Experten auf eine Diversifizierung der Kundenzahlen und -typen setzen. Je mehr Kunden ein Unternehmen hat, desto mehr wird das Zahlungsausfallrisiko gestreut.
So weit wie möglich zu diversifizieren, sollte bedeuten, dass bei Ereignissen – seien es nun typische Angelegenheiten, wie z.B. Rohstoffknappheit oder "Schwarzer Schwan"-Ereignisse – die Wahrscheinlichkeit, dass das gesamte Unternehmen von Zahlungsausfällen betroffen ist, geringer ist.
All diese Fälle sind auch unter Compliance-Gesichtspunkten sehr heikel: Vorstände und Geschäftsführer haben eine gesetzlich verankerte Sorgfaltspflicht und tragen ein Haftungsrisiko. Diese Vertrauensdelikte bergen also nicht nur Gefahren für die Firma, sondern auch für jeden Entscheider persönlich. Die Risiken durch die neue Arbeitssituation sind für Unternehmen und Führungskräfte vielfältig. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Schäden durch die Homeoffice-Welle während der Corona-Pandemie entwickeln. Wichtig ist in jedem Fall, sich gut vor ihnen zu schützen.
3. Versicherungen können vor Zahlungsausfällen schützen
Die CFOs sind der Meinung, dass Versicherungen an Bedeutung gewinnen werden – und sollten. Insbesondere die Warenkreditversicherung kann Unternehmen vor Zahlungsrisiken schützen, sowohl bei Nichtzahlung als auch bei Zahlungsverzug.
Mit einer Warenkreditversicherung weiß der Versicherungsnehmer, dass sein Unternehmen sowohl gegen kommerzielle als auch politische Risiken geschützt ist, die sich seiner Kontrolle entziehen, und er hat die Gewissheit, dass das ihm geschuldete Geld bezahlt wird.
Aber es geht nicht einfach darum, ein Produkt von der Stange zu kaufen. Die Befragten sind der Meinung, dass es entscheidend ist, eng mit vertrauenswürdigen Versicherungsanbietern zusammenzuarbeiten, um das am besten geeignete Schutzniveau zu erreichen. Die Versicherungsanbieter einzubeziehen, damit sie einen besseren Einblick erhalten, bedeutet am Ende auch individuell zugeschnittene Versicherungsbedingungen und umfassenderen Risikoschutz. Viele CFOs handeln bereits danach, und angesichts der wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 werden ihnen in naher Zukunft wahrscheinlich noch viele weitere folgen.
Zahlungsfragen sowie die Insolvenz von Kunden stehen bei den CFOs ganz oben auf der Tagesordnung, und dies dürfte im derzeitigen Klima noch mehr der Fall sein. Scharfsinnige Finanzleiter werden jedoch einen proaktiven Ansatz verfolgen, damit ihre Unternehmen vor zukünftigen Ereignissen geschützt sind.